Review: Mercedes-Benz AMG GT R
10.05.2025, E. Krawczyk
Schon beim ersten Anblick dachte ich: „Das Ding sieht aus, als wäre es direkt aus der Boxengasse entflohen.“ Die monströs verbreiterte Karosserie, der ikonische Panamericana-Grill und jede Menge sichtbares Carbon machen den GT R schon im Stand zur Track-Waffe. Besonders auffällig: die optionale Mattlackierung „Green Hell Magno“ – entweder man liebt sie, oder man hasst sie. Begleitet wird dieser Auftritt von einem Biturbo-V8-Sound, der beim Kaltstart jede Tiefgarage erzittern lässt und unterwegs dank Klappenabgasanlage ein regelrechtes Feuerwerk zündet.
Motor: 4,0L V8 Biturbo (M178)
Leistung: 585 PS
Drehmoment: 700 Nm
0-100km/h: 3,6 s
Vmax: 318 km/h
Dank Trockensumpfschmierung, aktiver Aerodynamik und einem blitzschnellen 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe fühlt sich jede Beschleunigung wie ein gut gezielter Leberhaken an – direkt, heftig, aber kontrollierbar. Die Hinterachslenkung und Michelin-Pilot-Sport-Cup-2-Semislicks verleihen dem Wagen eine beinahe „telepathische“ Präzision in Kurven.
Fahrgefühl: Licht und Schatten
Was begeistert mich?
✓ Rasiermesserscharfes Einlenken und eine 9-stufige AMG-Traction-Control, die sich wie GT3-Technik anfühlt.
✓ Spürbare Downforce durch aktive Airblades vorn und festen Heckflügel – der Wagen klebt förmlich auf der Straße.
✓ Separate Moduswahl am Lenkrad: Vom komfortablen „Individual“ bis zum kompromisslosen „Race“ ist alles auf Knopfdruck verfügbar.
Womit müssen Käufer leben?
✗ Die straffe Abstimmung kann auf schlechten Straßen „rückenbrechend“ wirken – dieser AMG will Kurven, keine Kopfsteinpflaster.
✗ Die Schalensitze sind dünn gepolstert; wer Langstrecken liebt, braucht Pausen.
✗ Reifenhunger: Die Cup-2-Bereifung liefert Grip im Überfluss, ist aber nach Trackdays schnell Geschichte – kalkuliert hohe Folgekosten ein.
Als Gutachter sehe ich im GT R einen High-Downforce-Exoten, dessen Wert stark an makellose Carbon-Bauteile, intakte Aero-Elemente und das richtige Reifenprofil gebunden ist. Beschädigungen am Unterboden-Diffusor oder an der aktiven Front-Airblade treiben Reparaturkosten rasch in den fünfstelligen Bereich. Auch minimale Fahrwerks-Abweichungen machen sich auf Zeitenzetteln – und letztlich im Wiederverkaufswert – bemerkbar.
Mein Fazit
Der Mercedes-AMG GT R ist kein komfortabler Grand Tourer – er ist ein kompromissloser Nordschleifen-Ableger mit Straßenzulassung. Wer ihn fährt, bekommt Sound, Show & Speed in Reinform, zahlt dafür aber mit Komfort, Reifen und Portemonnaie. Mit einem präzisen Luxus-Gutachten sorge ich dafür, dass dieser „Green Hell“ nicht nur Adrenalin, sondern auch seinen hohen Marktwert behält. Denn Perfektion endet nicht in der Boxengasse – sie beginnt mit einer sauberen Bewertung.
* Alle Angaben ohne Gewähr. Alle Meinungen sind subjektiv. Technische Daten (z. B. PS-Angaben) erfolgen nach Herstellerangaben ohne Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit