Cannabis am Steuer in NRW: Was jetzt wirklich gilt – und warum so viele Autofahrer sich täuschen
27.11.2025 Elisabeth Krawczyk
Seit der Legalisierung von Cannabis fragen sich viele Autofahrer im Sauerland, ob ein Joint am Abend wirklich Ärger bringen kann.
Kurze Antwort: Ja, und zwar schneller als du denkst.
NRW kontrolliert überdurchschnittlich häufig. Dazu kommt: THC bleibt viel länger nachweisbar, als vielen bewusst ist.
1. Unterschätzte Wirkung
Seit der Legalisierung denken viele: „Ein Joint abends ist doch kein Drama.“
In NRW ist das ein teurer Irrtum.
Auf Strecken wie B236, B229 oder in Werdohl, Plettenberg, Hagen und Lüdenscheid wird oft kontrolliert.
Die Polizei achtet nicht nur auf Messwerte, sondern vor allem auf Verhalten:
- unsicheres Fahren
- verlangsamte Reaktionen
- nervöse Hände
- gerötete Augen
Schon kleine Auffälligkeiten reichen, damit die Beamten einen Drogentest und anschließend eine Blutprobe anordnen.
2. Der THC-Grenzwert klingt locker – ist er aber nicht
Offizieller Grenzwert: 3,5 ng THC pro ml Blut. Viele glauben, man sei sicher, solange man darunter ist. Das Problem: Wenn dein Verhalten beeinträchtigt wirkt, bringt der Grenzwert dir nichts. Du kannst auch unter 3,5 ng ein Fahrverbot bekommen.
3. Wie lange THC wirklich wirkt
Der Abbau hängt stark vom Körper ab. Realistische Richtwerte:
- Ein Joint: 12–24 Stunden fahrrelevant
- Gelegentliche Konsumenten: 1–2 Tage Restwirkung möglich
- Regelmäßige Konsumenten: THC kann mehrere Tage im Blut messbar sein
Viele sind also noch beeinträchtigt, obwohl sie sich „normal“ fühlen.
4. Die Strafen in NRW
Die wichtigsten offiziellen Folgen laut Bußgeldkatalog:
Erstverstoß unter Drogeneinfluss:
- 500 € Bußgeld
- 2 Punkte in Flensburg
- 1 Monat Fahrverbot
Zweitverstoß:
- 1.000 € Bußgeld
- 2 Punkte
- 3 Monate Fahrverbot
Drittverstoß:
- 1.500 € Bußgeld
- 2 Punkte
- 3 Monate Fahrverbot
Bei Alkohol, Cannabis und/oder Probezeit:
- Ab 3,5 ng THC: 500 € Bußgeld, 1 Monat Fahrverbot und 2 Punkte
- THC + Alkohol zusammen: 1.000 € Bußgeld, 1 Monat Fahrverbot und 2 Punkte
- Fahranfänger in der Probezeit und unter 21 Jahren: Komplettes Cannabis-Verbot – unabhängig vom Grenzwert. Bei Verstößen: 250 € Buße und Probezeitverlängerung
Wenn es zu einem Unfall kommt:
→ das wird richtig teuer:
- Führerscheinentzug möglich
- Strafverfahren
- Versicherungsregress bis 5.000 € (die Versicherung holt sich Geld zurück)
- Schmerzensgeldforderungen des Gegners
- Höhere Strafe, wenn jemand verletzt wird
5. Warum ein Unfall mit THC besonders kritisch ist
Sobald Cannabis im Spiel ist – egal ob du konsumiert hast oder der Gegner – wird die Regulierung extrem streng. Versicherungen prüfen dann jedes Detail: Warst du wirklich nicht beeinträchtigt? Könnte man dir eine Mitschuld geben? Sind die Schäden vielleicht anders entstanden? Genau hier entsteht das große Risiko:
Ohne unabhängigen Gutachter bleibst du schnell auf Tausenden Euro sitzen, weil jede Kleinigkeit gegen dich genutzt werden kann.
6. Was tun, wenn du in eine Kontrolle gerätst?
Kurz und klar:
- ruhig bleiben
- nichts über Konsum sagen
- freiwillige Tests (Urintest / Wischtest) ablehnen
- Ausweis, Papiere und Führerschein zeigen
- Blutprobe akzeptieren (ist verpflichtend)
- später: Anwalt + im Unfallfall unbedingt unabhängigen Gutachter
7. Fazit
Cannabis am Steuer ist kein kleiner Verstoß, sondern ein echtes Risiko.
Der Grenzwert schützt dich nicht, die Wirkung hält oft länger an, als du denkst – und die Strafen sind hoch.
Wenn doch etwas passiert, schützt dich ein unabhängiges Gutachten vor finanziellen Schäden und falscher Schuld.
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